Das mineralreichste Thermalwasser der Schweiz und eine reichhaltige Wellnesstradition: Mit ihrer Badekultur macht Baden ihrem Namen alle Ehre. Lasst euch durch die spannende Geschichte der Bäderstadt treiben!
Aus 18 verschiedenen Quellen sprudelt in Baden Thermalwasser. Schon die Römer schrieben dem 47°C warmen Wasser heilende Wirkung zu und gründeten deswegen am Limmatknie die Siedlung «Aquae Helveticae». Was sie noch nicht wussten: Das Badener Thermalwasser ist tatsächlich das mineralreichste der Schweiz. Der Rest ist Geschichte.
Römerzeit
Bereits in der römischen Antike hatte das Baden eine grosse gesellschaftliche Bedeutung. Die im rund sieben Kilometer entfernten Legionslager in Vindonissa stationierten römischen Legionäre fassten als erste die warmen Quellen im Limmatknie, denen eine heilende Wirkung zugesprochen wurde.
Was die Römer damals noch nicht wussten: Das Badener Thermalwasser ist mit rund 47°C nicht nur eines der wärmsten, sondern mit 4,6 Gramm pro Liter tatsächlich auch das mineralreichste Heilwasser der Schweiz. Aus bis zu 1200 Metern Tiefe steigt es aus 18 Quellen ganz natürlich an die Oberfläche auf und spendet dort wohlige Wärme. Durch die 4‘000 bis 12‘000 Jahre lange Lagerung im Gestein unter der Bäderstadt erreicht es seine einmalig hohe Mineralisierung. Neben Kalzium, Eisen und Jod enthält das «flüssige Gold» auch Schwefel. Dieses Mineral ist verantwortlich für den markanten Geruch des Thermalwassers. Weitere Inhaltsstoffe sind Methan, Fluor, Zink und Magnesium. Letzteres ist essenziell für die Muskelfunktionen und die Knochenbildung im menschlichen Körper.
Die erste grosse Thermenanlage bauten römische Legionäre im zweiten Jahrzehnt nach Christus. Damit legten sie den Grundstein für das Heilbad von Aquae Helveticae. Die Bäder von Aquae waren das bedeutendste römische Heilbad im Gebiet der heutigen Schweiz und dienten nicht nur der medizinischen Versorgung, sondern waren auch religiöses Zentrum und bedeutender gesellschaftlicher Treffpunkt. Um die Heilthermen entstand eine kleinstädtische Siedlung mit Wohnhäusern und Handwerksbetrieben. Ob die Helvetier, die Habsburger oder die Eidgenossen, sie alle profitierten von der wohltuenden Wirkung des Badener Thermalwassers und prägten die Bäderkultur.
Mittelalter
Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft um 400 nach Christus bestand im Limmatknie der Badebetrieb weiter, wobei über die Bäder in den folgenden Jahrhunderten nur wenig bekannt ist.
Um 1100 sind dann wieder grössere Baumassnahmen in den Bädern belegt, die in Verbindung mit dem Ausbau des Badebetriebs stehen. Unter den Herzögen von Habsburg wurde der Badeort ab Mitte des 13. und im 14. Jahrhundert zum berühmtesten Bäderort im deutschsprachigen Europa. In den Gasthöfen und Gasthäusern beiderseits der Limmat trafen sich gekrönte Häupter, Kirchenfürsten und Universalgelehrte aus ganz Europa und besonders auch das städtische Bürgertum aus Zürich zum gemeinsamen Bad. Dem einfachen Volk, den Armen und den Kranken standen mit dem Freibad und dem St. Verenabad auf dem Bäderplatz sowie das Freibad in den Kleinen Bädern in Ennetbaden Badegelegenheiten unter freiem Himmel zur Verfügung. Ab dem 15. Jahrhundert fanden die Gesandten der sich regelmässig in Baden versammelnden Tagsatzung der Eidgenössischen Orte in den Bädern ein angenehmes „Freizeitprogramm“ und einen informellen Begegnungsort.
Das heutige kleinstädtische Erscheinungsbild der Bäder ist immer noch geprägt von Bauten aus der Hochblüte der Bäder im Mittelalter und der frühen Neuzeit.
19. bis 21. Jahrhundert
Zur Zeit des Bäder- und Kurbooms des 19. Jahrhunderts erlebten die Bäder eine erneute Blüte: Neue Thermalquellen wurden gefasst und moderne Hotels erbaut. Die Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie der Schweiz von Zürich nach Baden, der Spanischbrödlibahn, brachte den Bädern einen weiteren Aufschwung. Mit dem Bau des Kursaals (heute Grand Casino) und des Kurparks erhielt der Kurort zudem eine zeitgemässe Infrastruktur. Um 1880 standen den Kurgästen aus aller Welt nahezu 900 Gästezimmer und über 600 Einzelbäder zur Verfügung und in den Kurkliniken fanden weniger begüterte Kurgäste medizinische Versorgung.
Der Erste Weltkrieg setzte dem schillernden Kurbetrieb der Belle Epoque ein jähes Ende.
Der Schriftsteller Hermann Hesse hat in seiner Novelle „Kurgast“ den Kurbetrieb der Zwischenkriegszeit in der Weltliteratur verewigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich der Kurort Baden verstärkt auf medizinische Angebote und Rehabilitation aus.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gerieten die Bäder in eine Krise: Die Infrastruktur, namentlich das 1963/64 erbaute Thermalbad entsprachen nicht mehr den Ansprüchen der Kurgäste.
Seit der Jahrtausendwende werden die Bäder Schritt für Schritt wiedererweckt. Die einzigartigen Thermalquellen sollen wieder zu einem Begegnungsort werden wie anno dazumal. Der Spatenstich für das Neue Thermalbad von Mario Botta im April 2018 bildete den Startschuss für die Wiederbelebung der Bäder. Zusammen mit der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden und weiteren Partnern hat die Stadt Baden den Bädern eine zukunftsgerichtete Ausstrahlung in den Bereichen Gesundheit, Arbeit, Freizeit und Wohnen gegeben.
Neben dem Bau eines neuen öffentlichen Thermalbads von Stararchitekt Mario Botta entstand ein Ärzte- und Wohnhaus. Auch der öffentliche Raum wurde aufgewertet: Der neugestaltete Kurplatz und Mättelipark sowie eine grosszügige Limmatpromenade laden zum Verweilen ein.
Die Badener Bäder stellen mit ihrer langen Geschichte und den erhaltenen Bauten aus 2000 Jahren Bädergeschichte ein europaweit einzigartiges Ensemble von grosser kulturgeschichtlicher Bedeutung dar. Das heilende Wasser, die landschaftlich einmalige Lage in der Limmatklus und das durch zahlreiche historische Bauten geprägte Bädergebiet bieten ein besonderes Erlebnis und lassen die Besucherinnen und Besucher Teil einer grossen Geschichte werden.
Weitere spannende Details und Wissenswertes rund um die Badener Bäder gibt’s auf einer Stadtführung zu erfahren.